Narbentherapie mit Radiofrequenz: INDIBA erklärt
- stefanolimone
- 3. Sept.
- 4 Min. Lesezeit
Narben sind weit mehr als Hautrelief – sie können spürbare Einschränkungen, Spannung oder Schmerzen im Alltag verursachen. Besonders nach einem Kaiserschnitt (C-Section) oder jeder chirurgischen Operation bleibt oft ein Gewebe, das sich nicht frei bewegt. In diesem Beitrag erklären wir, wie man Narbengewebe mit der INDIBA‑Radiofrequenztherapie sanft mobilisieren kann, worauf es zu achten gilt und was realistischerweise möglich ist. Das ist Narbentherapie mit Indiba:

Die Narben – mehr als nur Haut
Wenn die Haut verletzt wird – etwa durch einen Schnitt, eine Operation oder Verletzung – setzt das körpereigene Heilungssystem ein.
Die Wundheilung verläuft typischerweise in drei Phasen:
Entzündungsphase: Gefässe erweitern sich, Abwehrzellen treffen ein, das Gewebe wird gereinigt.
Proliferationsphase: Neue Zellen, vor allem Kollagenfasern, werden gebildet, und das Gewebe wächst nach innen auf den Defekt zu.
Remodellierungsphase: Langsam wird das neu gebildete Gewebe umgebaut, stabilisiert und vernetzt, um eine dauerhafte Narbe zu formen.
Das Problem: In der Remodellierungsphase kann das Gewebe übermässig oder ungleichmässig vernetzen. Das führt zu
Verklebungen zwischen Narbengewebe und tieferen Strukturen,
Verhärtungen und Spannung,
eingeschränkter Beweglichkeit des Gewebes,
und in manchen Fällen zu Schmerzen oder Überempfindlichkeit.
Gerade nach einem Kaiserschnitt ist das ein häufiges Thema: Die Kaiserschnitt - Narbe liegt in einem Bereich, in dem viele Gewebeschichten – Haut, Unterhaut, Faszien, Bauchdecke – übereinander liegen und sich gegenseitig beeinflussen. Wenn sich das Narbengewebe zu stark verbindet, kann die Beweglichkeit von Bauch, Beckenboden oder inneren Strukturen indirekt beeinflusst werden.
Was bisher möglich war: klassische Narbenmobilisation
In der Physiotherapie und manuellen Therapie gibt es verschiedene bewährte Verfahren zur Narbenentstörung:
Sanfte Narbenmassage und Querfriktionen: Um die oberflächlichen Verklebungen zu lösen.
Faszientechniken: Gewebe wird in Richtung der Gleitfähigkeit bewegt, z. B. durch manuelle Dehnung oder Mobilisation.
Weichteiltechniken (z. B. myofasziale Mobilisation): Kombination aus Zug, Druck und Dehnung.
Kombinierte Verfahren: Ultraschall, Laser, Kinesio-Taping oder Elektrostimulation zur Förderung von Durchblutung und Stoffwechsel.
Diese Methoden sind effektiv und häufig erste Wahl. Aber sie arbeiten meist an oder nahe der Oberfläche. Wenn tiefere Strukturen betroffen sind, reichen sie manchmal nicht aus – und hier kann INDIBA Radiofrequenztherapie (oder auch bekannt als TECAR) einen vertieften Beitrag leisten.
INDIBA – wie und warum es hilft
Was genau ist INDIBA?
INDIBA arbeitet mit einer speziellen Radiofrequenztechnologie: genau bei 448 kHz.
Diese Frequenz wird über kapazitive (CAP) und resistive (RES) Elektroden in Form von Strom in das Gewebe eingebracht. Je nach Modus können unterschiedliche tiefere oder oberflächlichere Strukturen stimuliert werden.
Der CAP-Modus (kapazitiv) wirkt eher auf weichere, oberflächlichere Gewebe wie Haut und Unterhaut.
Der RES-Modus (resistiv) erreicht dichtere Strukturen wie Muskel- oder Fasziengewebe.
Diese Technologie erzeugt nicht einfach Wärme, sondern eine kontrollierte Stimulation des Gewebes. Über molekulare Effekte wird der Zellstoffwechsel angekurbelt und die Heilung gefördert. Durch die gezielte Tiefenwirkung der Radiofrequenztherapie wird die Reorganisation und Neuvernetzung von Kollagenfasern angeregt – ein entscheidender Prozess, der zur Glättung, Elastizitätssteigerung und funktionellen Verbesserung des Narbengewebes beiträgt.
Biologische Effekte, die bei Narben helfen können
Dank der Wirkmechanismen von INDIBA werden mehrere Prozesse angestossen:
Verbesserung der Mikrozirkulation: Kleinste Blutgefässe werden aktiviert, die Durchblutung steigt, Nährstoff- und Sauerstoffzufuhr verbessern sich.
Steigerung des Zellstoffwechsels (ATP-Produktion), was Zellen hilft, sich zu regenerieren.
Entzündungshemmung und Abschwellung: Über verschiedene Signalwege werden entzündliche Reaktionen gedämpft.
Stimulierung des Kollagenumbaus: Bestehendes Narbengewebe wird reorganisiert, elastischer gemacht und Ungleichheiten werden geglättet.
Verbesserung der Gewebeelastizität und Gleiteigenschaften: Wenn Narbengewebe fester wird, kann die Gleitfähigkeit zwischen den Schichten eingeschränkt sein.
Indiba wird in der Literatur explizit als „Key Tool“ in der Narbenreduktion genannt – kombiniert mit manuellen Verfahren kann es die Narbenheilung optimieren und das Risiko von Infiltration, Retraktion oder Keloiden senken.
Beispiel: Behandlung einer fibrotischen Kaiserschnittnarbe
in anschauliches Beispiel aus der Praxis zeigt, wie INDIBA konkret eingesetzt wurde: In einem Fallbericht behandelte eine Physiotherapeutin eine Frau, deren Kaiserschnittnarbe 14 cm lang und 3 cm breit war. Die Patientin klagte über gespannte Empfindung, sensiblen Bereich und ästhetischen Unmut.
Der Behandlungsplan sah Folgendes vor:
Acht Sitzungen, etwa zweimal pro Woche.
Zu Beginn wurden die Ränder der Narbe mit dem CAP-Modus behandelt, um das Gewebe zu „entwässern“ und die Durchblutung zu aktivieren.
Später folgte ein Wechsel zu RES-Modus, um tiefer sitzendes Narbengewebe gezielt zu bearbeiten.
Parallel zur INDIBA-Therapie wurden sanfte Mobilisationen, Atemtechniken und manuelle Anpassungen eingesetzt.
Bereits nach der 4. Sitzung meldete die Patientin spürbare Verbesserung beim Tragen von Kleidung, weniger Berührungsempfindlichkeit und mehr Elastizität im Gewebe. Ab Sitzung 7–8 berichtete sie von einer schöneren optischen Erscheinung und mehr Selbstvertrauen im Alltag.
Dieses Beispiel unterstreicht: Auch bei relativ „jungen“ Narben lässt sich mit INDIBA sichtbarer und fühlbarer Fortschritt erzielen.
Wie eine INDIBA-Narbenbehandlung typischerweise abläuft
In der täglichen physiotherapeutischen Praxis gestaltet sich der Ablauf wie folgt:
Untersuchung und Einschätzung - Zuerst wird die Narbe visuell und manuell inspiziert: Länge, Tiefe, Spannung, Empfindlichkeit, Heilungsstadium. Daraus ergibt sich der Therapieplan.
Vorbereitung der Haut - Die Haut wird gereinigt, eventuell leicht angefeuchtet (je nach Protokoll), damit die Elektroden guten Kontakt haben.
Anwendung von CAP oder RES - Meist beginnt man im CAP-Modus, um das Areal vorzubereiten (Drainage, Öffnung des Gewebes). Danach schaltet man in RES, um tiefer liegende Strukturen anzusteuern.
Manuelle Mobilisation während oder nach der Anwendung - Während der Radiofrequenzbehandlung können schon sanfte Griffe gesetzt werden, um das Gewebe in Bewegung zu bringen – z. B. Querfriktion, Dehnung, sanftes „Ansaugen“.
Dauer und Intensität - Eine Sitzung dauert typischerweise 30 bis 45 Minuten, abhängig von Grösse und Zustand der Narbe.
Wiederholung & Frequenz - Zwei Anwendungen pro Woche über mehrere Wochen sind gängige Erfahrungen. In manchen Fällen werden auch bis zu acht oder mehr Sitzungen eingesetzt. Der konkrete Plan richtet sich nach Patientenreaktion und Heilungsverlauf.
Heimübungen & Nachsorge - Zwischen den Sitzungen ist es hilfreich, dass Patient:innen lernen, ihr Narbengebiet vorsichtig zu mobilisieren, leichte Dehnungen durchzuführen und die Haut geschmeidig zu halten (z. B. durch Eincremen).
Möglichkeiten und Grenzen – was man realistisch erwarten kann
INDIBA ist kein „Wunderglas“, aber es bietet einen sinnvollen Mehrwert.
Zu den realistischen Effekten gehören:
Reduktion von Spannungsgefühl und Schmerz
Verbesserung der Elastizität und Beweglichkeit des Gewebes
Erleichterung bei Berührung und Kleidung (z. B. weniger Ziehen)
Mögliche optische Glättung und gleichmässigere Farbe
Allerdings gibt es Grenzen:
Eine Narbe kann nie vollständig „unsichtbar“ gemacht werden – sie bleibt Teil des Heilungsergebnisses.
Bei stark vernarbten, alten oder hypertrophen/gewebsverstärkten Narben ist das Ergebnis oft moderater und langsamer.
Wenn tief liegende Strukturen (z. B. körpernahe Organverbindungen) betroffen sind, stösst auch INDIBA an Grenzen, da sie keine direkte operative Lösung ersetzt.
Aus Vorsicht sollte man zudem Kontraindikationen beachten: Schwangerschaft, offene Wunden, Infektionen, elektrische Implantate und akute Entzündungen machen eine Anwendung unmöglich oder bedürfen ärztlicher Abklärung.
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