Myofasciales Release - erklärt!
Was ist das Fasziensystem?
Als Fasziensystem bezeichnet man die Gesamtheit des kollagenes Bindegewebes, welches jeden Muskel und jedes Organ umhüllt, sowie verschiedene Körperabschnitte bildet, verbindet und gegeneinander abgrenzt.
Auch Bänder und Sehnen gehören zum Fasziensystem. Sie sind lokale Verdickungen der fascialen Hüllen.
Faszien bilden somit ein dreidimensionales Netzwerk durch den gesamten Körper.
Die Grundlegenden Aufgaben der Faszien ist die Stabilisierung und Formgebung der Körperstrukturen. Sie sorgen für unsere aufrechte Haltung, bieten aber gleichzeitig die nötige Elastizität für Bewegung.
Fasciales Gewebe besteht zum Grossteil aus Wasser und Bindegewebsfasern. Durch den Wasseranteil bieten sie den einzelnen Strukturen einen Schutz und ermöglichen das reibungslose gegeneinander Gleiten der einzelnen Schichten. Des Weiteren unterstützen sie die Funktion der Gefässe und des Immunsystems, durch Kontraktionen fördern sie den Blut- und Lymphfluss im Körper und stellen eine erste mechanische Barriere bei der Ausbreitung von Entzündungen und Infektionen dar.
Zudem zeigen die Studienergebnisse der letzten Jahre, dass im Fasziensystem eine Vielzahl an Nervenzellen verankert sind. Diese leiten Informationen zu Druck, Lage und Temperatur der Körperregionen weiter. Faszien haben somit einen wichtigen Anteil am körpereigenen Informationssystem. Durch Querverbindungen, die Faszien untereinander haben, können sich bei Verletzungen und Gewebereizungen Schmerzen auf andere entfernte Körperregionen projizieren.
Therapeutisch ist es daher wichtig, die grundlegende Ursache ausfindig zu machen. Durch Stress, Krankheit, Bewegungsmangel, Fehlbelastungen oder auch zunehmendes Alter können Verklebungen, Verhärtungen und Entzündungsprozesse zwischen den Fasziensträngen auftreten.
Was ist Myofasciales Release?
Myofasciales Release ist eine manuelle Technik zur Behandlung der Faszien. Durch Manipulationen tief sitzender Verklebungen versucht der Therapeut eine positive, ausgleichende Wirkung auf das gesamte Fasziensystem auszuüben und dem Körper eine neue Balance zu geben. Die Technik verbessert die Verschiebbarkeit der Faszien und hat somit einen positiven Einfluss auf die Beweglichkeit. Dadurch können Gelenke entlastet und negative Bewegungsmuster beeinflusst werden.
Wie läuft eine Faszientherapie ab?
Der Therapeut oder die Therapeutin sammelt zunächst Informationen durch Inspektion des Körpers und der Problemzonen sowie durch Palpation (erfühlen) des Gewebes. Es werden myofascial eingeschränkte Regionen ermittelt und mit gezielten Faszienmanipulationen behandelt. Hier gibt es verschiedene Grifftechniken die die Deutsche Gesellschaft für Myofasciales Release unterrichtet. Beispielsweise kann eine Tiefenmanipulation des Gewebes durchgeführt werden oder die Faszien werden auf Zug gebracht und solange in dieser Position gehalten bis das Gewebe beginnt sich zu lösen. Ein weiterer Technikansatz ist das von der Deutschen Gesellschaft für Myofasciales Release beschriebene „Unwinding“ („Entwinden“) des Gewebes, hierbei folgt man der natürlichen Bewegung des Gewebes und bietet ihm die Möglichkeit sich selbst zu lösen. Auch Wärme kann die Faszienbehandlung unterstützen.
Was für Auswirkungen hat Myofasciales Release aufs Gewebe?
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Schmerzreduktion
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Entzündungshemmend
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Reduktion von Verklebungen
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Beeinflussung vom Muskelaufbau, -funktion und -reparatur
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Gewebeschichten können dehnbarer und widerstandsfähiger gemacht werden
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Verringerung von Gewebespannungen
Wie unterscheidet sich die Technik von anderen Faszientechniken?
Im Gegensatz zu anderen Faszientechniken ist das Myofasciale Release eine sanfte intensive Manipulation. Gängige Aussagen das Faszienbehandlungen immer schmerzhaft sind ist hier nicht zutreffend, im Gegenteil viele empfinden die Techniken als äusserst angenehm.
Wann ist es sinnvoll, Myofascial zu arbeiten?
Grundsätzlich kann man sagen, dass Myofasciale Techniken bei den meisten Störungen des Bewegungsapparates eingesetzt werden können. Sei es nach einer Verletzung, bzw. einer Operation oder bei Bewegungsstörungen, Haltungsschäden oder auch bei altersbedingter myofascialen Degeneration. Sie sind sich nicht sicher ob diese Technik für Sie in Frage kommt, sprechen Sie uns an, wir beraten Sie gerne dazu.
Wie können Sie Ihre Faszien positiv beeinflussen?
Wichtig ist die Beweglichkeit des Fasziensystems zu erhalten. Hier kann man selbstständig Mobilisationsübungen für den Körper durchführen. Dabei ist wichtig auf grosse ausladende Bewegungen zu achten.
Auch empfiehlt ein Teil der Literatur dynamische federnde Bewegungen zu Benutzen um einen besonders positiven Effekt für die Faszien zu erzielen. Beispielsweise Seilspringen eignet sich gut.
Zusätzlich gibt es gezieltes Faszientraining in den verschiedenen Fitnessstudios und Physiotherapiepraxen. So auch bei uns, fragen Sie einfach in Ihrer Behandlung oder beim Termine buchen danach.
Ebenso Grundlegend für die reibungslose Gleitfähigkeit ist der Wasserhaushalt des Körpers. Das bedeutet Sie müssen ausreichend Wasser zu sich nehmen damit dieses in den Faszien gespeichert werden kann. Hier empfiehlt sich 1,8-3l Wasser täglich je nach Körperstatur, Aussentemperatur und körperlicher Belastung.
Einen weiteren positiven Effekt auf das Fasziensystem kann man durch Hilfsmittel wie Faszienrollen und Schröpfcups erzielen. Diese eignen sich sowohl zur präventive Vorbeugung von Funktionsstörungen der Faszien als auch zur gezielten Behandlung bei Problemen. Für weitere Informationen und zur genauen Anwendung der beiden Tools schauen Sie sich gerne unsere Blog Beiträge dazu an.