“Beiss die Zähne zusammen!” - Lieber nicht!
Ein kleines Gelenk umgeben von kleinen Muskeln mit großem Einfluss- Kieferschmerzen
Heute erklären wir dir, was die Ursachen für deine Kieferbeschwerden sein können, welche Symptome bei Kieferbeschwerden auftreten, was du gegen diese Beschwerden tun kannst und was wir Physiotherapeuten für dich tun können. Also sei gespannt :)
Kieferbeschwerden gewinnen in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung. Woher sie kommen und was man dagegen tun kann erfährst du heute.
Das Kiefergelenk ist dank seiner Muskulatur das stärkste Gelenk. Wir können bis zu 800 Nm Kraft erzeugen. Das bedeutet, wir können mit unserem Kiefer ein 80 Kilogramm schweres Wildschwein nur mit unserer Kraft des Kiefers hochheben. Faszinierend oder?
Laut der Studienlage hat fast jeder zweite Erwachsene in Deutschland Kieferprobleme, wie Schmerzen beim Kauen, Kieferschmerzen, nächtliches Zähneknirschen uvm. Die Schmerzen können lokal am Kiefer bleiben, können aber auch in den Rücken/Kopf ausstrahlen. Die Diagnose von deinen Kieferschmerzen stellt der Zahnarzt oder Kieferorthopäde, wobei häufig das Wort Kieferdysfunktion oder CMD (Craniomandibuläre Dysfunktion) fällt. Übersetzt bedeutet das, eine Funktionsstörung des Kausystems, also der Kiefergelenke, der Kaumuskulatur oder beim Zusammenbiss der Zähnen. Eine Funktionsstörung führt aber nicht zwingend zu Beschwerden!
Die Ursachen von CMD ist nicht selten eine psychische Belastung, wie z.B. beruflicher oder/und familiärer Stress. Denn durch die vermehrte Belastung verkrampft sich die Kaumuskulatur. Achte mal im Alltag darauf, ob du vermehrt die Zähne aufeinander beisst, falls ja ist das evtl. die Ursache deiner Kieferschmerzen oder Kopfschmerzen. Denn nicht ohne Grund sagt man “Beiss die Zähne zusammen” als Sprichwort, dass man zum Beispiel Schmerzen oder Stress ertragen soll. Falls du nicht vermehrt auf die Zähne beisst, gibt es andere Auslöser, wie beispielsweise einen zu schwachen Kiefer oder Probleme der Halswirbelsäule.
Habe ich das? - Symptome
Typische Symptome bei Craniomandibulärer Dysfunktion sind:
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Kiefer knackt und knirscht
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nächtliches Zähneknirschen
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eingeschränkte Mundöffnung
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Kopfschmerzen (bis zu 80 % der Menschen mit Kieferbeschwerden leiden unter Kopfschmerzen)
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Schwindel
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Ohrenschmerzen oder Tinnitus
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Nacken- oder Schulterschmerzen
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Rückenschmerzen
Es müssen nicht alle Symptome bei dir auftreten, es kann aber! Um ernsthafte Erkrankungen auszuschliessen, raten wir dir, vor dem Besuch bei der Physiotherapie, deinen Hausarzt aufzusuchen.
Wie kann ich diesen Schmerz in den Griff bekommen?
Im sehr stark schmerzhaften Zustand kannst du es mit Eis und Kompression versuchen.
Das müsste dir erste Abhilfe verschaffen.
Weitere Tipps:
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versuche harte Lebensmittel zu kauen -> das trainiert die Kiefermuskulatur und verhindert, dass du nachts vermehrt auf den Zähnen kaust, da der Druck tagsüber abgebaut wird
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Öffne so weit es geht deinen Mund und halte dies für eine Minute. Wiederhole diese Übung täglich!
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Aufbissschiene
Hier stellen wir dir eine effektive Übung vor, die du gerne daheim ausprobieren kannst:
Ausgangsstellung: Stelle dich vor einen Spiegel, sodass du dein Gesicht von vorn siehst.
Durchführung: Nimm deinen Zeigefinger senkrecht in die Mitte von deinem Mund. Nun öffne den Mund langsam und so weit wie es geht. Achte hierbei darauf, dass du mit dem Unterkiefer nicht von deiner Mittellinie (dem Zeigefinger) abweichst. Dann schließe den Mund und probiere nicht abzuweichen. Nun wiederhole diese Übung 10x.
Wieso hilft diese Übung?
Falls du eine Craniomandibuläre Dysfunktion hast, wird durch diese Übung deine Kiefergelenksmuskulatur trainiert. Zudem wird durch das langsame Öffnen dein Kiefermuskel gedehnt, wodurch du deinen Mund mehr öffnen kannst. Bei regelmässigem Üben wird der Schmerz vergehen und deine Muskulatur ins Gleichgewicht gebracht.
Falls bei dieser Übung Schmerzen auftreten, halte mit uns Physiotherapeuten Rücksprache. Ggf. können wir dir eine andere Übung zeigen, die Ausgangslage optimieren und dich persönlich beraten.
Was können wir sonst in der Physiotherapie für dich tun:
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Untersuchung des schmerzhaften Kiefers unter Berücksichtigung und Ausschliessung anderer Erkrankungen (Differenzialdiagnosen)
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Wiederherstellung der Beweglichkeit
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Manuelle Therapie
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aktive/ passive Dehnübungen
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Massage/Triggerpunkttherapie
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Osteopathie
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Ultraschalltherapie
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Kälte- oder Wärmetherapie
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Tape-Behandlung
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uvm.
Wenn du Kieferbeschwerden hast und/oder eine CMD diagnostiziert wurde, dann komm bei uns vorbei und lass uns heute gemeinsam anfangen, etwas gegen deinen Schmerz zu machen!
Gesunde Grüsse
Dein PhysioBasel-Team !